DATEV Challenge Roth 2022

Domagoj Mohl finisht Datev Challenge Roth 2022 in 10:53:14. Am 3.Juli fand 20te Challenge Roth statt, mit 4000 Teilnehmer und 7500 Helfer ist es das größte Triathlon-Event Europas.

DATEV Challenge Roth 2022

Roth, 1-3.Juli 2022

Challenge Roth (nach dem Sponsor derzeit DATEV Challenge Roth powered by HEP) ist seit 2002 der Name des weltweit größten Wettkampfs auf der Triathlon-Langdistanz im mittelfränkischen Roth. Der Triathlon über 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und einem Marathonlauf über 42,2 km zählt zu den traditionsreichsten und bestbesetzten europäischen Veranstaltungen über diese Distanz und gehörte als erster Wettkampf zur Challenge Family Weltserie (Wikipedia).
Damit gehört das Rennen in Roth zum fixen Eintrag in der Bucketlist von vielen Triathleten. Das Rennen in 2022 hat ca. VIER Tausend Teilnehmer unterstützt von über SIEBEN Tausend freiwilligen Helfern.


Nach sechsstündiger Anreise sind wir bei der 20min von Roth entfernten Unterkunft angekommen. Es regnet noch und wir laden mein ganzes Equipment ins Zimmer um meine Startunterlagen abzuholen und endlich etwas zu essen. Am Triathonpark-Gelände in Roth herrscht bereits seit dem Vortag Partystimmung. Es ist ein Stadion aufgebaut, begleitet von der größten Expo, die ich je bei einem Rennen gesehen habe, alles was Rang und Namen in Triathlon-Geschäft hat, ist hier vertreten. Ein üppig gefülltes Starter-Paket ist schnell abgeholt und bis zum Abend werden Standl besucht, mit Freunden und Bekannten getratscht und auch etwas gegessen.

Samstag, der Tag vorm Rennen, wird mit kurzem Training, der Vorbereitung des Equipments sowie dessen Abgabe in der Wechselzone verbracht. Da habe ich Glück und treffe auf den dreifachen Weltmeister, Jan Frodeno.

Jan und Dom 

Am Sonntag um 4:25 klingelt der Wecker, es wird in Zimmer eine Kleinigkeit gefrühstückt, angezogen und mit dem restlichen Equipment machen wir uns auf dem Weg zum Schwimmstart in Hilpolstein (ca. 12km von Roth entfernt). Das Wetter ist perfekt, kein Wölkchen am Himmel, auf der gegenüberliegender Seite des Donau-Main-Kanals stehen mehrere Heißluftballons zum Start bereit und eine riesige Zuschauermenge hat sich auf den Brücken sowie entlang des Kanals auf den Ufern versammelt.

Für mich geht es um 7:05 gemeinsam mit weiteren 250 Teilnehmer mit einem Kanonenschuss los. Der Kanal verwandelt sich in eine sprichwörtliche Waschmaschine, richtiges Schwimmen ist am Anfang gar nicht möglich. Wir schwimmen übereinander los und jeder versucht ein wenig Platz zu gewinnen um seinen Rhythmus zu finden und den Puls zu beruhigen. Nach einigen hundert Metern hat sich die Situation entspannt und ich schwimme im trüben Kanalwasser in Richtung des 1,5km entfernten Wendepunktes. Die Navigation im Kanal habe ich mir einfacher vorgestellt als es tatsächlich ist, durch die vielen Schwimmer ist das Wasser stark aufgewühlt und man muss immer wieder den Kopf nach vorne heben. Nach einer gefühlter Ewigkeit (1:20h) verlasse ich, von Helfern unterstützt, den Kanal und laufe in die Wechselzone.

Teil 1 der heutigen Reise ist beendet, zwei stehen noch vor mir. In der Wechselzone fühlt man sich in Roth wie ein Profi, die Helfer unterstützen uns beim Umziehen, packen unsere Sachen weg und reichen uns Getränke. Das gibt es sonst bei keinem Rennen. Ich bin schnell die kompakte Wechselzone durch und auf meinem Rad unterwegs. Die Temperatur ist noch angenehm und die Bedingungen perfekt.
Am Anfang habe ich etwas schwere Beine beim Treten, aber das gibt sich bereits nach einigen Kilometern. Der Radkurs besteht aus zwei Runden, mit ein paar kleinen Anstiegen und ist großteils flach und schnell. Die Strecke ist voller Zuschauer mit etlichen Hotspots und ich freue mich schon auf den berühmten Anstieg am Solarer Berg. Nach 2h ist es dann soweit und ich klettere von vielen tausend jubelnden Menschen angefeuert auf den Berg hinauf. Puls ist oben hoch und es ist mir heiß, aber nicht vom Radfahren, das wird es nochmals geben in der Runde zwei und meine Zeit für die erste Runde ist genau nach meinem Geschmack. 2,5 Stunden sind vergangen. Ich fühle mich gut. Die Temperatur ist mittlerweile nach oben gegangen, aber meine Verpflegungsstrategie funktioniert gut und in den Verpflegungszonen nehme ich Wasserflaschen mit um mich damit nass zu machen. Es läuft alles perfekt.

Bei km 130 werde ich dann erinnert, dass bei einer Langdistanz Vieles passieren kann. Plötzlich tut mir beim Pedalieren der linke Fuß weh. Ich versuche die Fußposition etwas zu verändern. Es funktioniert aber nicht und nach einigen km fangen auch die leichten Krämpfe in der Wade an. Ich beobachte wie meine Wattwerte sinken und damit auch die Geschwindigkeit. Nach einigen Kilometern entscheide ich mich kurz anzuhalten und den Schuh etwas aufzumachen sowie die Wade zu dehnen. Es funktioniert und ich kann wieder mit fast gleichem Druck weiterfahren. Leider sind der Krampf und der Schmerz im Fuß bald wieder da und nach nochmaliger Dehnungspause entscheide ich mich einfach, mit verminderter Leistung ohne Pausen weiter zu fahren. Die Hitze ist mittlerweile stärker geworden und auch Wind hat sich gehoben. Auf einigen Abschnitten fahren manche bereits auf dem Lenker und auch mancher gönnt sich eine Pause im seltenen Schatten.
Nach 5:40h bin ich in der zweiten Wechselzone angekommen. Mein Rad wird mir von Helfern abgenommen und ich werde beim Umziehen kräftig unterstützt. Nach kurzer Zeit bin ich wieder auf der Strecke und laufe Richtung Donau-Main-Kanal los.
Es geht mir gut und ich laufe etwas schneller als mein gewohntes Tempo, aber mit gutem Gefühl. Nach 3 km werde ich wieder in meinem Enthusiasmus gedämpft. Krampf in der Wade und ich werde zum Gehen gezwungen. Da ist mir schon klar geworden, die angepeilte Zeit werde ich heute nicht schaffen. Es geht aber trotzdem weiter, zwischen den gezwungenen Gehpausen bin ich aber relative flott unterwegs, zuerst am Schotter-Weg entlang des Donau-Main-Kanals für ca. 20km. Die Hitze verlangt den Athleten alles ab. Die Helfer kommen mit dem Begießen der Athleten nicht nach. Ich schütte alles in- und auf mich, was ich bekomme kann. Ab 27 Kilometer geht es zurück nach Roth. Der Weg ist im Wald mit endlich Schatten, was das Laufen etwas erleichtert. Von Roth aus geht es dann 5km bergauf nach Buchenbach um endlich eine Kehre zu machen und ab jetzt hauptsächlich abschüssig zurück zum Stadion und endlich das Rennen zu finishen.
Der Einlauf ist begleitet von Musik und Party-Stimmung. Ich bin da!  10:53:14 sind vergangen seit dem Kanonenschuss im Donaukanal.  Nach der 226km langen Reise wird mir die Finishermedaille umgehängt. Um mich herum sind gequälte aber glückliche Gesichter. Manche Athleten sind so fertig, dass sie den Zielbereich nicht mehr aus eigener Kraft verlassen können. Die Ziel-Party geht weiter bis um Mitternacht und viele werden dann vorm Organisatoren- Zelt die Nacht verbringen, um am Montag einen der so begehrten Starterplätze in Roth ergattern zu können. Für mich ist das Abenteuer Roth geschafft und ich freue mich schon auf mein nächstes Rennen (und neue Radschuhe).