IronMan Italia Emilia-Romagna II

Nach einem turbulenten Wochenende beendete Domagoj Mohl seine zweite Langdistanz in diesen Jahr. In der Zeit von 10.:10:14h absolvierte er in Cervia, Ironman Italy 2022.

Cervia, 18, Sep. 2022

„Domagoj, you are an Ironman, again”, für diese paar Worte nimmt man viel in Kauf, Kälte, Nässe, Schweiß und Schmerzen, aber am vergangenen Wochenende war es vor allem die Ungewissheit.


Die Wettervorhersage für den Samstag, 17. September war alles andere als einladend: Regen bei 17° und Wind von über 50km/h. Keine Voraussetzungen für ein schnelles Rennen. Am Freitag-Abend nach stundenlangem Warten dann die Absage des Rennens mit der Versprechung von Ironman, dass versucht wird, das Rennen noch am Sonntag abzuhalten. Dann am Samstag-Abend die Info, dass das Rennen am Sonntag stattfinden wird und man bis 23:00 sein Equipment einchecken möge. Die 5i50 (Kurzdistanz, 1,5/40/10km) wurde abgesagt um Platz für die Langdistanz (3,8/180/42km) sowie Mitteldistanz (1,9/90/21km) zu machen. Die bereits extrem lange Wechselzone wurde zu der „längsten des Universums“ und die Organisatoren und die Helfer haben bis spät in der Nacht Schwerstarbeit geleistet, um das Rennen zu ermöglichen.


Am Sonntag dann pünktlich der Start, zuerst das Profi-Damenfeld und danach stürzten sich Tausende der Agegrouper ins Meer. Das Meer und das Wetter zeigten sich von ihrer besten Seite. Wo noch vor paar Stunden die tosenden Wellen gewütet haben, ist jetzt ruhiges und flaches Blau. Das Schwimmen verläuft planmäßig, ohne größere Probleme komme ich nach 1h und 17min aus dem Wasser und laufe fast 500m zu meinem Wechselbeutel, schnell umziehen und dann weitere 400m bis zum Rad. In so einer Situation wäre es von Vorteil, die Radschuhe am Rad anziehen zu können.


Endlich am Rad, geht die Post richtig ab, zuerst durch die Salzfelder von Cervia, an den rosa Flamingos vorbei und dann auf die Autobahn, 10km Richtung Ravenna, dann umdrehen und 20km in Gegenrichtung. Von der Autobahn geht dann der sehr flache Kurs bis zum malerischen Formipopoli. In der Verpflegungszone am Hauptplatz von Formipopoli werde ich von einem unachtsamen Athleten geschnitten und lande am Boden. Zum Glück komme ich außer ein paar leichten Blessuren unverletzt davon und kann meine Reise fortsetzen. Der Weg folgt über den einzigen nennenswerten Anstieg durch Bertinoro wieder Richtung Autobahn und zurück Richtung Wendepunkt auf der Autobahn. Nach 110km treffe ich auf die mittlerweile gestarteten Teilnehmer des Ironman 70.3 (Mitteldistanz). Die Straßen sind überfüllt und ich kann nur einigermaßen den Abstand zu anderen Triathleten wahren. Ich überhole immer wieder dicht bepackte Pelotons, die Situation ist extrem gefährlich, was uns auch immer wieder verunglückte Triathleten an den Straßen(rand) vor Augen führen. Mein Ziel, die Radstrecke unter 5:00h zu fahren, verfehle ich ganz knapp, bin aber den Umständen entsprechend froh, unverletzt in der T2 (Transition 2) angekommen zu sein. Wechsel auf die Laufschuhe erfolgt und ab auf die 42km lange Laufstrecke. Es müssen vier Runden gelaufen werden. Schon nach einigen Hundert Meter verkrampft sich meine ganze Bauchgegend, anscheinend habe ich die Rennverpflegung doch nicht so gut vertragen. Die Lauf- und Geh-Abschnitte wiederholen sich bis zur nächsten Verpflegungsstation. Dort merke ich, dass ein paar Schluck Cola die Bauchkrämpfe lösen, somit kann ich immer besser in mein Lauftempo finden und die Krampfanfälle werden immer kürzer und seltener.  Mit dem Blick auf die Uhr wird mir klar, dass sich diesmal der Sub10 nicht ausgehen wird, aber es gibt auch nächstes Jahr Ironman-Rennen. Mit Gejubel der Zuschauer laufe ich nach 10:10:14h durch den Zielbogen, „Domagoj you are an Ironman“, again und doch bewegend wie das erste Mal.
Die Offsaison kann beginnen sowie die Saisonplanung für das nächste Jahr.

Ich möchte mich bei meinem Verein und meinen Trainingskollegen und meinem Arbeitsgeber für die Unterstützung bedanken. Besonderer Dank geht an die Organisatoren und die freiwilligen Helfer, die das Rennen trotz der Katastrophenzustände ermöglicht haben.

Der größte Dank geht an meine Freunde und Familie. Euere Unterstützung bedeutet mir sehr viel und auch die Geduld, die endlosen Triathlon-Vorträge zu ertragen.

Ergebnisse: https://www.ironman.com/im-emilia-romagna-results