Ironman Poreč 70.3 2024

Ein Rennen, das fast nicht stattgefunden hätte...

Nach der Premiere vor 2 Jahren, nehme ich auch heuer wieder an diesem Rennen teil. In diesem Jahr war es für mich mehr oder weniger eine Kompensation für das DNS (Did Not Start) bei IronMan Copenhagen. Wo vor 2 Jahren in Porec „nur“ ca. 700 Athleten gestartet sind, war heuer das Starterfeld 1900 Teilnehmer groß. Die Schwimmstrecke (1,9km) ist eine Punkt zu Punkt Strecke um eine kleine Halbinsel herum. Das Schwimmen im kristallklaren Wasser der Adria ist immer ein Vergnügen. Die Radstrecke (90km) ist eine Schleife rund um Porec und teilweise auf der Autobahn A9, sehr schnell und mit einem spitze Straßenbelag. Das Laufen (21km) wird dann in zwei Runden vom Resort Zelena Laguna bis nach Poreč absolviert -  eine hügelige Laufstrecke, die mit 200hm ziemlich anspruchsvoll ist.

Wettervorhersage für das Wochenende war für Oktober recht passabel, Regen am Samstag dafür aber sonnig und windarm am Sonntag.

Am geplanten Start von Ironman Kopenhagen hat mich hohes Fieber gehindert und fast hätte so etwas Ähnliches auch dieses Rennen verhindert. Nur 20 Tage vor dem Start habe ich mir den linken Daumen bei einem Radsturz gebrochen. Glücklicherweise kam am Donnerstag, 3 Tage vor dem Rennen, der Gips runter und ich konnte nach Poreč reisen.

Am Sonntag knapp nach sieben Uhr habe ich die letzten Vorbereitungen abgeschlossen und ging zum Schwimmstart. Vor zwei Jahren hat das Schwimmstartareal noch überschaubar und fast familiär ausgeschaut. Nun herrschte das IronMan -typische Gedränge. Die Stimmung war, wie bei jeder IronMan Veranstaltung, absolut spitze. Um 8:00 erfolgte dann der Startschuss.
Ich reihte mich in der 35-40min Gruppe ein, da ich auf keinen Fall überschwommen werden bzw. in Gedränge geraten wollte. Ich hatte zu viel Angst, meinen noch nicht so festen Daumen erneut zu brechen.

Immer wieder machte ich einen großen Bogen um andere bzw. schwamm defensiv und mit großem Abstand zu den Bojen. Das Wasser war mit 20^C angenehm und mit kaum Wellen sehr schön zu schwimmen. Nach 37min war der Teil fertig und ich lief in die Wechselzone. Wie erwartet in der ersten Reihe, wo mein Rad untergebracht war, war ich einer der Letzten. Nun hupfte ich auf das Rad und legte los.
In letzten 4 Wochen war ich nur vier Mal auf der Rolle und da ging es mir nicht besonders gut. Mit Worten meines Coaches: „Am Rad ist alles möglich.“  Der erste Teil führte uns auf die Bundesstraßen über Funtana, Kukci nach Visnjan und die Autobahn. Dieser Teil ist hügelig und prinzipiell steigend. Ich drückte an jeder Steigung stärker in die Pedale und versuchte an den Hügeln nur wenig langsamer zu werden. Auch der Daumen hielt und ich konnte den Aufleger ziemlich gut festhalten. Der Wind, der aus Nordosten kam, sorgte dafür, dass ich mich noch tiefer in die Aufleger presste und ich überholte und überholte. Der Vorteil, wenn man mit „langsameren“ aus dem Wasser kommt, ist, dass man nur am Überholen ist. Der Nachteil ist, man schuftet hart. Das erste Stück auf der Autobahn geht auch aufwärts und die Situation hat sich für mich nicht verändert, mehr oder weniger konstant auf der Überholspur. Nach ca. 3km bergauf und den Richter im Schlepptau, geriet ich erneut an eine Gruppe, die mehr oder weniger verteilt auf der Straße fuhr. Ich fuhr knapp auf und erwartete, dass der Richter die Gruppe zu Ordnung ruft und sie Platz machen. Nach einigen Sekunden zuckte der aber die Blaue Karte und zeigte sie mir. Auf dieses erste Mal hätte ich verzichten können. Nun dachte ich mir: „ Noch fester treten, jetzt muss ich die fünf Minuten gut machen.“ Der Rest der Radstrecke verlief für mich mehr oder weniger wie üblich, ständig überholend, in einigen Segmenten auch andere im Schlepptau mit viel zu wenig Abstand 😉. Nach 2:35kam ich zur Wechselzone zurück und stellte mich in das Penalty Zelt. Das Protokoll unterschrieb ich mit zittrigen Händen. Die Nummer wird als Zeichen, dass man die Strafe abgesessen hat, durchgestrichen und man wartet und wartet - die längsten fünf Minuten.
Nun ging es zum Lauf. Die Laufstrecke (21km) windet sich entlang der Küste, vom Ressort „Zelena Laguna“ nach Porec und zurück. Es sind zwei Runden zu absolvieren. Sehr zuschauerfreundlich, sehr schön, allerdings mir ständigem Auf und Ab unrhythmisch und anspruchsvoll. Mein Coach Andy rief mir zu: „Jetzt kommt deine Paradedisziplin -  lauf…“ und ich lief und es ging mir gut. Ich habe gewusst, ein paar Trainingskollegen sind vor mir auf der Strecke und ich versprach einen Schulterklopfer, also schaute ich zu, dass ich mein Versprechen erfülle. Mit mehr oder weniger konstanter Pace lief ich nach 1:32min ins Ziel. Trotz 5 Minuten Pause und unglücklicher Vorbereitung freut es mich stark, dass ich das Rennen noch unterhalb der 5h Marke (4:59:29) finishen konnte.

Nun kann ich die kurze Offsaison genießen, denn bald geht es richtig hart zur Sache. Nächste Saison fängt mit einem der schönsten und härtesten IronMans überhaupt an, nämlich dem IronMan Lanzarote.

Euer Dom